Vitamin-K ist für den Körper wichtig.
Doch nicht nur Vitamin K1 (über pflanzliche Lebensmittel) scheint für uns interessant, denn die Wissenschaft beschäftigt sich ebenso mit Vitamin-K2, von dem es mehrere Vertreter gibt, z.B. MK-4 oder MK-7, die uns als Subtypten bekannt sind. Vitamin-K ist also eher ein Gruppenname für mehrere Verwandte.
Wer sich mit dem Thema Supplements beschäftigt, wird wahrscheinlich schon auf Vitamin K2 gestoßen sein, ob in Verbindung mit Vitamin D oder unserer Gefäß-/Knochengesundheit. Aber was macht die Vitamin K2-Familie so interessant, dass mehr und mehr Anbieter es nun vermehrt verkaufen und Wissenschaftler es erforschen?
Unterschiedliche Stoffwechselwege
Die Antwort hängt mit den Eigenschaften und Potentialen der unterschiedlichen Vitamine zusammen.
Vitamin K1 wird hauptsächlich von der Leber verschluckt für ihre Zwecke (Vitamin-K als Cofaktor für das Enzym GGCX und somit wichtig für die Aktivierung von Blutgerinnungsfaktoren), während Vitamin K2 in Transporter (LDL-Partikel) gesetzt werden kann und andere Bereiche im Körper erreicht, die außerhalb der Leber sind, darunter Gefäße und Knochen.
Überall, wo wir Gewebe mit LDL-Rezeptoren haben, kann es demnach interessant werden.
Das Potential für Vitamin K2 soll in u.a. folgenden Aspekten zu finden sein:
Knochen:
Vitamin K2 soll das von Osteoblasten produzierte Hormon Osteokalzin aktivieren, welches der Knochengesundheit zuträglich ist, da es Kalzium an die Knochenmatrix bindet, also für den Kalziumtransport zum Knochen wichtig ist. Das aktivierte Osteokalzin bindet Kalzium-Ionen. Studien legen nahe, dass Vitamin K2 die Osteoblastogenese verbessern könnte und die Knochenbildung beeinflusst, indem es direkt mit dem ,,steroid and xenobiotic receptor‘‘ (SXR) interagiert, ein Rezeptor der Osteoblasten.
Diese Beobachtungen bedürfen jedoch weiterer Untersuchungen. Eine neuere Studie von Zhang, Yingfeng, et al. (2020) legt nahe, dass 90 mcg Vitamin K2 (MK-7) über 1 Jahr einen positiven Effekt auf den Knochenverlust postmenopausaler Frauen hatte. Positiv zu bewerten ist, dass hier 90 mcg und auch 50 mcg gegeben wurden mit Blick auf eine Dosiswirkung. Die Addition von Vitamin D und Kalzium brachte übrigens keinen zusätzlichen Effekt auf die Knochenbildung dieser postmenopausalen Frauen. 90 mcg sind jedoch interessant, da unsere durchschnittliche Aufnahme - je nach Ernährung - darunter liegen könnte.
Leider war die Sample-Größe laut der Wissenschaftler klein und bei Männern sah man diesen Effekt nicht. Vitamin D wird auch seinen Zweck ohne K2 erfüllen, doch ist Vitamin D interessant, da es auf die Expression von Osteokalzin wirkt.
Gefäße:
K2 soll über seine Wirkung Prozesse wie eine Gefäßverkalkung (kann kardiovaskuläre Erkrankungen begünstigen und ist ein leiser Killer) minimieren. Vitamin K2, so die Idee, hindert Kalzium daran, sich in den Wänden der Blutgefäße anzusammeln, da Vitamin K-abhängige Proteine wie MGP (Protein) hier einspielen. Auch hier braucht es mehr Studien am Menschen. In der sog. Rotterdam-Studie beobachtete man, dass Vitamin K2 zumindest verbunden war mit weniger Herz-Erkrankungen, geringerer Gesamtsterblichkeit und geringerer Kalzifizierung.
Nahmen Personen in dieser Studie mehr Vitamin K2 auf (Ernährungsdaten), sank ihr Risiko für eine schwere arterielle Kalzifizierung um 52%. So ein Design hat natürlich auch seine Limitationen, wenn wir die Sinnhaftigkeit von isolierten Supplements bewerten wollen. Vitamin K1 war hier nicht so erfolgreich für die kardiovaskuläre Gesundheit im Vergleich. Die Aufnahme von mindestens 32 mg Vitamin K2 war verbunden mit weniger Toten über kardiovaskuläre Probleme.
Das macht Vitamin K2 natürlich interessant für Hersteller, ganz klar.
Rund um die Themen Arteriensteifheit, Verkalkung und vaskuläre Elastizität wird weiter geforscht! Nimmt man Mäusen genetisch die MGP-Wirkung, verkalkt ihr Weichgewebe. Vitamin K1 scheint nicht gut gegen diese Mechanismen zu wirken.
In einer weiteren Arbeit von Gast, Gerrie-Cor M., et al. (2009) mit 16 000 gesunden Frauen (49-70 Jahre) sah man nach 8 Jahren einen Schutzeffekt vor kardiovaskulären Events, verbunden mit der Aufnahme von Vitamin K2-Subtypen (keine Assoziation mit Vitamin K1). Für jede 10 mcg Vitamin K2 (MK7-9) sank das Risiko für eine koronare Herzerkrankung um 9%. Für diese Studie nutzte man Daten der Prospect-EPIC Kohorte. Dieses Design (Prospektivstudie) lässt leider auch keine wirkliche Klarheit zu und untersucht auch wieder eine bestimmte Gruppe von Personen.
Wir müssen zukünftig noch mehr über die effektivste Dosierung bei verschiedenen Indikationen lernen. Dafür müssen die Teilnehmer dieser Studie Vitamin K2 auch durchgehend nehmen und die Studien ausreichend lang sein.
Aber wir machen Vitamin K2 doch selber, oder?
Ja, unser Darm bzw. Darmbakterien können Vitamin K2 (MK-4 z.B.) selber produzieren, dazu konvertieren sie Vitamin K1 zu Vitamin K2. Doch leider wissen wir wenig über die Bioverfügbarkeit und es könnte somit durchaus sein, dass wir davon nicht sehr viel aufnehmen.
Aber wir können uns über die Ernährung versorgen?
Ja, die Ernährung kann über bestimmte tierische und fermentierte Produkte wie Natto und Käse durchaus Vitamin K2 liefern. Je nach Arbeit lernen wir aber auch, dass wir mit der westlichen Ernährung so um die 60-200mcg Vitamin K aufnehmen, hiervon jedoch Vitamin K1 mit geschätzten 90% den Hauptanteil ausmacht. Wenn wir davon ausgehen, dass eine positive Wirkung bei einer bestimmten Dosierung wahrscheinlicher ist, wäre die Frage, ob wir genug aufnehmen.
Es gibt ebenso Wissenschaftler, die der Meinung sind, dass es mind. 200 mcg Vitamin K2 brauchen ,,könnte‘‘, für einen Schutzeffekt rund um Krebs, Osteoporose und Verkalkung. Warten wir ab, was sich ergeben wird zum Thema Supplements. Wer sich für ein Vitamin K2-Supplement (MK-7 z.B.) entscheidet, kann auf die trans-Isomere setzen, denn K2 gibt es in Formen wie der cis-Form und trans-Form. Nur die trans-Form ist biologisch signifikant. Bei Supplements gerne darauf achten!
Quellen:
Vitamins K1 and K2: The Emerging Group of Vitamins Required for Human Health https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28698808-vitamins-k1-and-k2-the-emerging-group-of-vitamins-required-for-human-health/
Cis and Trans Isomers of the Vitamin menaquinone-7: Which One Is Biologically Significant?
The Role of Menaquinones (Vitamin K₂) in Human Health
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23590754-the-role-of-menaquinones-vitamin-k2-in-human-health/
Vitamin K: Double Bonds beyond Coagulation Insights into Differences between Vitamin K1 and K2 in Health and Disease
Dietary Intake of Menaquinone Is Associated With a Reduced Risk of Coronary Heart Disease: The Rotterdam Study
Vitamin K plasma levels determination in human health.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27732556-vitamin-k-plasma-levels-determination-in-human-health/
Vitamin K: the effect on health beyond coagulation – an overview
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3321262/
Role of Vitamin K 2 in Bone Metabolism: A Point of View and a Short Reappraisal of the Literature
Vitamin K Dependent Proteins and the Role of Vitamin K2 in the Modulation of Vascular Calcification: A Review
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4052396/
Effect of Low-Dose Vitamin K2 Supplementation on Bone Mineral Density in Middle-Aged and Elderly Chinese: A Randomized Controlled Study
Menadione Is a Metabolite of Oral Vitamin K
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16469140-menadione-is-a-metabolite-of-oral-vitamin-k/
Intestinal Flora Is Not an Intermediate in the phylloquinone-menaquinone-4 Conversion in the Rat
Proper Calcium Use: Vitamin K2 as a Promoter of Bone and Cardiovascular Health
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4566462/
Vitamin K2 added for nutritional purposes in foods for particular nutritional uses, food supplements and foods intended for the general population
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.2903/j.efsa.2008.822
A high menaquinone intake reduces the incidence of coronary heart disease.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19179058/
Proper Calcium Use: Vitamin K2 as a Promoter of Bone and Cardiovascular Health